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Sunday, September 28, 2008

Polstern - Anbringung des Möbelstoffs

Die folgenden Fotos sollen die Anbringung eines Möbelstoffs auf einen aufgepolsterten Sessel dokumentieren.
Der Sitz wurde im Vorfeld mit Gurten bespannt, mit Sprungfedern bestückt und mit Leinen und einer Schicht vorgefertigter Polsterwatte bezogen. Das folgende Foto zeigt die Unterseite des bezugsfertigen Sitzes.



Der Möbelstoff wird nach genauer Ausmessung (inklusive grosszügigem Rand, der später weggenommen wird) ausgeschnitten.


Der Stoff wird nun unter Spannung jeweils an zwei gegenüberliegenden Seiten angenagelt, die Hilfsnägel werden aber nicht vollkommen eingeschlagen um mögliche Spannfehler sofort beheben zu können. Wird der Stoff ungleichmässig gespannt, so verzieht sich das Stoffmuster auf der Sitzfläche.
Sind die Hilfsnägel angebracht und die regelmässige Bespannung anhand der Ausrichtung des Stoffmusters am Sitz überprüft, kann der Stoff nun mit einem Luftdruckgerät angeklammert werden.

An den Ecken wird noch nicht geklammert. Hier muss der Stoff erst richtig gelegt werden und mit Nadeln fixiert werden. Überflüssige Stoffteile werden vor dem Vernähen der Ecken ausgeschnitten.
Nun werden die Beine und die Rückenlehne wieder angebracht.
Zuletzt wird an der Unterseite ein Deckstoff angenäht.
Und so sieht das Ergebnis aus.
Genaueres zur Polstertechnik auf Wikipedia.

Thursday, May 29, 2008

Bücher der Bibliothek des Gutenberprojekts

Wahrscheinlich kennt Ihr das Gutenberg-Projekt, das im Internet gratis elektronische Versionen von existierenden, copyrightfreien oder copyrightbefreiten Büchern zum Download zur Verfügung stellt.

Eben dort gibts das Buch Illustrated History of Furniture von Frederick Litchfield aus dem Jahr 1893 (also schon etwas älter) zu lesen. Ich empfehle Euch z.b. das HTML-Format herunterzuladen, da dort die Links zu den Illustrationen in den Text eingebetet sind.

Aus dem Jahr 1909 stammt das Buch Mission Furniture - How to make it von Henry H. Windsor, Teil 1, Teil 2 und Teil 3. Hier wird der Arbeitsprozess zur Erstellung unterschiedlicher Möbel beschrieben. Vom Strandliegestuhl über eine Art Hollywoodschaukel bis hin zum Billiardtisch ist alles vertreten, was das Herz begehrt. Super retro ist die gepolsterte Sitzbank auf Seite 70ff, Teil 1. Sollte da jemand mal was nachbauen, bitte ich um Bericht!

Monday, May 19, 2008

Stuhl im Thonetstil

Der Bugholzstuhl ist, mit Ausnahme des kaputten, rohrgeflechteten Sitzes, in gutem Zustand. Zur Restaurierung wird er in seine Einzelteile zerlegt.



An einem Bein werden Quetschungen durch Aufquellen wieder in ihren Originalzustand gebracht, indem in Wasser getränkte Baumwolle aufgelegt wird.

Das Geflecht des Sitzes wird mit Hilfe eines Schraubenziehers entfernt.

Die Einzelteile werden abgebeizt. Im Bild sehen wir oben ein Bein im Originalzustand und unten zwei Beine, deren Pollitur schon entfernt wurde.


Um dem Stuhl einen dünkleren Farbton zu geben, wird regelmässig Schellack, der mit Farbpigmenten gemischt wurde, aufgetragen. Wenn der Farbton stimmt, wird wiederholte Male Pollitur aufgetragen um mehrere Schichten aufzubauen. Zum Auftragen wird ein Stofflappen mit Baumwollkern oder, wie in diesem Fall, ein Ballen aus Baumwollfäden verwendet.

Das fertig gekaufte Rohrgeflecht wird in Wasser einige Minuten eingeweicht, dann auf den Sitz aufgelegt und mit einem dünnen Rundholz in die Rille geklemmt. Dieser Vorgang ist etwas heikel. Das Geflecht muss schön gespannt werden und das Rundholz wird mit einem extra passgenau geschnitzten Keil in die Rille geschlagen.

Das überstehende Geflecht wird weggeschnitten. Falls ein dunklerer Sitz gewünscht wird, so können in Alkohol lösliche Farbpigmente mittels Pinsel aufgetragen werden. Im besprochenen Fall wurde gefärbtes Schellack aufgetragen.


Jetzt können die Einzelteile wieder zusammengeleimt und geschraubt werden. Zum Schluss wird etwas Wachs aufgetragen und poliert.

Hier noch ein Link zu Thonet

Saturday, April 26, 2008

Verbindungen

Die folgenden Verbindungen gehören zu den Wichtigsten bei der Restaurierung antiker Möbel:

Die Schlitz- und Zapfenverbindung besteht aus einem vervorstehenden Teil, dem Zapfen, und der dazupassenden "Negativ"form, dem Schlitz. Auf dem Foto sehen wir eine gestemmte Verbindung.
Diese Technik wird z.B. im Bereich von Schulterbrett oder Zargen, aber auch bei der Reparatur von gebrochenen Teilen angewendet.



Hier sehen wir die gleiche Technik an einer Eckverbindung.




Die Ecküberblattung weist im Gegensatz zur Schlitz- und Zapfenverbindung eine geringere Leimoberfläche auf, was sie schwächer macht. Diese Technik wir also nur verwendet, wenn die Verbindung geringer Belastung ausgesetzt ist.



Die 45° Ecküberblattung hat eine noch geringere Leimoberfläche.



Der Schwalbenschwanz wird zur Reparatur von gebrochenen Teilen angewandt, insbesondere bei gerissenen Sitz- oder Tischflächen.





Hier wird der Schwalbenschwanz zur Verstärkung einer Steckverbindung verwendet.





Auf der folgenden Webseite findet Ihr alle Holzverbindungen mit Arbeitsplan, Zeichnung und Erklärung der Arbeitsschritte:
Schreiner-Seiten.de

Thursday, March 20, 2008

In Arbeit...

Folgende Stühle sind gerade in Arbeit:


Schrecklich gebeizt und klobig, aber mit netten Schnitzereien.

Mal sehen, ob die Sitzfläche zu retten ist...

Netter Stuhl zumindest 3 mal und schlussendlich mit hässlichem Plastiküberzug gepolstert.

Der Thonet-Stuhl ist schon bald fertig restauriert.

Wunderschöne Schulstühle, aber leider mit Nägeln repariert, die nur schwer zu entfernen sind.

Und noch ein Neuzugang.

Wednesday, March 5, 2008

Knochenleim


Knochenleim kann in Perlenform gekauft werden. Diese werden über Nacht in doppelt soviel Wasser eingeweicht. Am nächsten Tag wird die Mischung über einem Wasserbad erhitzt, bis sich die Perlen vollkommen aufgelöst haben. Der Geruch des Knochenleims ist nicht gerade angenehm, jedoch spricht sehr vieles für seine Anwendung. Die Perlen sind beinahe ewig haltbar und die angesetzte Mischung kann nach dem Erstarren wieder aufgewärmt werden. Schnelles Verarbeiten ist jedoch angesagt, da der Kleber schnell zäh wird und in kürzester Zeit trocknet.
Einer der wichtigsten Vorteile des Knochenleimes ist seine Reversibilität - durch Hitze (appliziert z.b. durch ein kleines Bügeleisen bei Marketerie oder warmes Wasser) können verleimte Verbindungen einfach und schnell gelöst werden. Auf der Old-Woodworking-Tools Homepage ist eine alte Zeitung abgebildet, die verschiedene Modelle von Leimtöpfen zeigt. Und auf Feinwerkzeuge.de gibts weitere Tipps zum Gebrauch von Knochenleim.

Thursday, February 21, 2008

Spinnrad

Als weiteres Restaurierungsprojekt hatte ich mir ein Spinnrad vorgenommen, dass sich in ziemlich schlechtem Zustand befand. Das Stück war von Holzwürmern zerfressen und infolgedessen war ihm eines der drei Beine abgebrochen, sowie die Halterung für den fehlenden Spinnrocken.

Zuerst wurde das Spinnrad in seine Einzelteile zerlegt. Zwei Zapfenverbindungen mussten zersägt werden. Sämtliche Teile wurden mit Aceton gereinigt (s. Bild), mit Permethrin behandelt, um den Holzwurmbefall zu stoppen, und mit Paraloid konsolidiert, um weitere Brüche zu verhindern.

Zunächst wurde der abgebrochene Teil der Rockenhalterung rekonstruiert.

Dafür wurde ein Holzteil ähnlicher Form an die mit Hobel geglättete Stelle geleimt und mit Schnitzwerkzeug in Form gebracht.
Um die Farbe zu simulieren, wurde braune Tinte auf das zugefügte Stück aufgetragen.
Des weiteren wurden die Zapfverbindungen repariert. Zuerst mussten neue Dübel gehobelt werden, dann wurden diese in die zuvor gebohrten Löcher eingeleimt.
Die vielen kleinen Holzwurmlöcher wurden in diesem Fall mit einer selbst angerührten Paste aus Mastixpulver, gefärbt mit Pigmenten, mit Hilfe einer kleinen Spachtel gefüllt und hernach abgeschmirgelt.

Mit Baumwolle wurde auf alle Teile mehrere Schichten Schellack aufgetragen und mit feiner Stahlwohle leicht abgerieben um eventuell hängen gebliebene Baumwollfäden und Unebenheiten zu enfernen, dann kamen nochmals ein bis zwei Schichten Schellackpolitur darüber, wiederum mit Stahlwolle leicht mattiert.
Nun wurden die Teile wieder zusammengesteckt und eventuell Ausbesserungen vorgenommen, z.B. wenn ein Dübel nicht richtig sass (s. Bild).



Dann konnte das Spinnrad wieder zusammengeleimt werden. Zum Schluss wurde Bienenwachs aufgetragen und poliert. Und nun steht es zum Verkauf frei. Raus mit dem guten Stück. Es muss Platz her für mein nächstes Projekt...